key1key1
kalender
kalender
09.06.–15.06.

Am vergangenen Sonntag, den 14. September 2025, ging die 13. Berlin Biennale mit über 130.000 Besucher*innen zu Ende. Unter dem Titel das flüchtige weitergeben zeigte die Ausstellung an vier Orten in Berlin über 170 Arbeiten von mehr als 60 Künstler*innen. Mehr als die Hälfte dieser Werke wurde eigens für die Berlin Biennale produziert. Zu den Ausstellungsorten zählten die KW Institute for Contemporary Art, die Sophiensæle, der Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart und das ehemalige Gerichtsgebäude Lehrter Straße.

Der Titel der Ausstellung spielt auf die Fähigkeit von Künstler*innen an, im Angesicht legislativer Gewalt in Unrechtssystemen ihre eigenen Gesetze zu definieren, in einer gegebenen historischen Situation in Gesten und Handlungen Klarheit zu finden und diese weiterzugeben.

Die 13. Berlin Biennale hat zudem das ehemalige Gerichtsgebäude Lehrter Straße als Ort für künstlerische Produktion etabliert. Dieses historische Gebäude, in dem Karl Liebknecht 1916 vor Gericht gestellt wurde, war Schauplatz für Werke, die sich mit der Grenze zwischen Legalität, Illegalität und dem Anspruch der Kunstbeschäftigten. Foxing bezeichnete die Möglichkeit, eigene widrige Umstände zu transformieren. Unter den Titeln Artists’ Street und Sich bewegende Massen und das Gewissen der Kunst versammelte die Ausstellung Positionen, die ihren Ursprung in flüchtigen Aktionen auf der Straße, Bewegungen zivilen Ungehorsams, Sitzstreiks oder Blockaden hatten. Manche waren nie zu sehen, weil sie im Verborgenen, in Gefängnissen und vor den Blicken der Öffentlichkeit versteckt stattfanden: eine vergleichende und generationsübergreifende Kunstgeschichte. Die unter dem Titel Blaupause Berlins in den Sophiensælen gezeigten Werke bedienten sich dreier kultureller Ausdrucksformen, die von rebellischer politischer Energie durchdrungen sind: Stepptanz, Anyeint und Powada –, um sich mit der vielschichtigen Geschichte des Gebäudes und Berlins bis hin zu den aktuellen Wahlen auseinanderzusetzen. 

Teile des Programms wurden darüber hinaus in kuratorischer Kompliz*innenschaft mit vier Schwester-Organisationen entwickelt: dem European Roma Institute for Arts and Culture (ERIAC), dem Filmrauschpalast Moabit, SİNEMA TRANSTOPIA und den Sophiensælen. Viele Veranstaltungen der Encounters-Reihe fanden in der Kulturfabrik Moabit statt.

47 Veranstaltungen unter dem Titel Encounters sowie fugitive acts, nicht angekündigte Interventionen, öffneten den Raum der Ausstellung für unerwartete und ephemere Akte und Begegnungen zwischen Künstler*innen und Besucher*innen. Mit Walking the Cabbage in Berlin [Den Kohl in Berlin ausführen] eröffnete Han Bing am 13. Juni 2025 das Encounters-Programm und führte einen Kohl in den Straßen von Berlin-Mitte Gassi, 25 Jahre nachdem Bing ihn das erste Mal auf dem Tiananmen Square ausführte. Major Nom  brachte mit The Beggars’ Convention [Die Bettler*innen-Tagung] eine Theaterperformance über aktuellen zivilen Ungehorsam in Myanmar mit queeren und sich als weiblich identifizierenden Darsteller*innen in Drag nach Berlin. Mila Panićs Stand-up Comedy Club Big Mouth [Große Klappe] beleuchtete an sechs Abenden und mit wechselnden Gästen Kontinuitäten zwischen den Kriegen in Bosnien, der Ukraine und Gaza.

Zwei People’s Tribunale  – zivilgesellschaftliche Gerichtsforen – verhandelten Menschenrechtsverletzungen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit: Die Bana Group for Peace and Development hielt ein People’s Tribunal zur systematischen Verfolgung von Aktivistinnen im Sudan ab. Das People’s Tribunal zu Kunst im Widerstand gegen Unterdrückung – Fälle aus den Philippinen, geleitet von ALPAS Pilipinas, International Coalition for Human Rights in the Philippines (ICHRP) – Germany und Gabriela Germany, forderte die Verurteilung der systematischen Angriffe auf Kunst und kulturelle Rechte. Grundlage dieser Tribunale war die Anerkennung von Oralität, Skulpturalität und Performance als juristische Beweisführung. Die People’s Tribunale sind als Teil der Encounters-Serie in Zusammenarbeit mit der Vermittlung entstanden.

Margherita Moscardinis Arbeit The Stairway [Die Treppe], sowie der historische Treppenaufgang im ehemaligen Gericht, wurden wiederholt als Stätten für fugitive acts genutzt. Ende August spannte Walking the Silence [Die Stille spazieren führen] von Kashmiri Cabbage Walker im Görlitzer Park eine Brücke zum Beginn der Ausstellung.