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Die 13. Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst hebt unabhängige Institutionen als Inkubatoren für künstlerische Innovation in Berlin hervor und hat dafür Schwesternschaften mit kulturellen Orten geschlossen, die tief in der Stadt verwurzelt sind.

Teile des Programms der 13. Berlin Biennale wurden in kuratorischer Kompliz*innenschaft mit vier Schwester-Organisationen entwickelt – dem European Roma Institute for Arts and Culture (ERIAC), dem Filmrauschpalast Moabit in der Kulturfabrik, SİNEMA TRANSTOPIA und den Sophiensælen.

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Jede dieser Institutionen bringt ihre eigenen Dynamiken, Gemeinschaften und kulturellen Sprachen ein. Ausgehend von der Kompliz*innenschaft, die das foxing durch die Stadt und ihre Kulturszene prägt, zeigen sie künstlerische Arbeiten, Filme und Veranstaltungen, die den Vorstellungsraum der Berlin Biennale erweitern und Flüchtigkeit durch ihre eigenen Interpretationen und Intuitionen inszenieren.

ERIAC – European Roma Institute for Arts and Culture

Das European Roma Institute for Arts and Culture präsentiert ein von Timea Junghaus kuratiertes Programm mit dem Titel HOLDING GROUND: Crafting New Paths in a Changing World, das „Resilienz und Überleben nicht als passives Durchhalten, sondern als aktive, schöpferische Kräfte versteht: die Fähigkeit zu reparieren, neue Wege zu schaffen und Räume zurückzufordern, die verwehrt wurden.“ Teil des Programms ist die Filmserie Mire Bala Kale Hin (1999–2002) der finnischstämmigen Künstlerin Katariina Lillqvist, die mithilfe von Puppenspiel eine alternative Historiografie der Rom*nja und ihrer Verbindung zum Land entwirft – eine Geschichte, in der die Vergangenheit nicht nur eine überlebte Zeit ist, sondern im Rhythmus der Natur aktiv neu gedacht wird. Auch der in Großbritannien lebende Roma-Künstler Dan Turner versucht, Natur neu zu rahmen – nicht als unberührtes Ideal, sondern als Ort von Resilienz, der durch Fürsorge und Renaturierung entsteht. Er stellt Erste-Hilfe-Sets zusammen, die auf dem Wissen über Pflanzen basieren, welches sich Rom*nja-Gemeinschaften über Generationen hinweg angeeignet haben. Teil von HOLDING GROUND sind auch Interventionen in den Straßen Berlins des Roma-Künstlers Lali Gabor, bei denen er die Narben, die in einer Stadt durch Vernachlässigung entstehen, mithilfe von Kupferschmiedekunst repariert. Gabor greift eine uralte Praxis der Romn*ja Kunsthandwerker*innen auf, schmiedet und repariert zerbrochene Metallobjekte und eignet sich so den urbanen Raum über die intime Dimension des Handgemachten an. Seine Vogelhäuschen in den Gärten von ERIAC und der KW Institute for Contemporary Art sind eine weitere Geste der Zuflucht und erinnern daran, dass selbst die kleinsten Handlungen der Pflege unserem öffentlichen Raum seine Würde zurückgeben können.

Adresse
ERIAC – European Roma Institute for Arts and Culture
Reinhardtstr. 41-43
10117 Berlin

Filmrauschpalast Moabit

Die zweite Schwester-Organisation ist der Filmrauschpalast Moabit, der seit 1991 seinen festen Sitz in der Kulturfabrik hat. Er ist das einzige durchgehend betriebene Kino in Moabit und wird seit 1996 ausschließlich ehrenamtlich geführt. Der Filmrauschpalast fördert die lokale Filmkultur und entwickelt Sonderprogramme mit einem Fokus auf Genre-Filme abseits des Mainstreams. Im Rahmen der Berlin Biennale wird im Freiluftkino die Komödie Watermelon Man (1970, Regie: Melvin Van Peebles) gezeigt.

Adresse
Filmrauschpalast Moabit
Lehrter Straße 35
10557 Berlin

SİNEMA TRANSTOPIA

Unsere Schwester-Organisation SİNEMA TRANSTOPIA im Wedding bezieht sich mit ihrem Namen und ihrer Ausrichtung auf Erol Yıldız’ Konzept der Transtopie: Orte, an denen sich transnationale Verbindungen überschneiden, neu formieren und in den Alltag einsickern. Über Filmkultur verknüpft die Initiative geografische Räume – nahe wie ferne – und setzt sich mit deren Erzählungen, Vergangenheiten, Gegenwarten und Zukünften auseinander. Eng an das Konzept von Flüchtigkeit der Berlin Biennale angelehnt, kuratieren die künstlerischen Ko-Direktor*innen Malve Lippmann und Can Sungu das Filmprogramm Fugitive Traces: Challenging Narratives and Power Structure. Die Reihe setzt sich mit der politischen Kraft von Bildern, ethischen Fragen des Filmemachens und mit den in Filmgeschichte und -produktion eingeschriebenen Machtverhältnissen auseinander. Mit Humor, feinen Zwischentönen und kritischer Reflexion unterlaufen die ausgewählten Filme konventionelle Erzählweisen, entlarven ausbeuterische Praktiken und fordern marginalisierte Narrative zurück – und machen das Kino so zu einem Ort des Widerstands und der Befreiung.

Adresse
SİNEMA TRANSTOPIA
Lindower Str. 20/22, Haus C
13347 Berlin

Sophiensæle

Neben ihrer Rolle als Spielstätte der 13. Berlin Biennale präsentieren die Sophiensæle zusätzlich Arbeiten von fünf weiteren Künstler*innen. Crowd Control (2025) von Oliver Zahn untersucht die performative Geschichte von Polizeieinheiten zur Aufstandsbekämpfung. In Form eines Kollektivkörpers von acht Performer*innen inszeniert, wird die extreme Theatralität jener Einheiten sichtbar gemacht, deren Ziel es ist, Menschenmengen, Proteste oder Ausschreitungen zu kontrollieren. Die in Berlin lebende Künstlerin Simone Dede Ayivi thematisiert Fragen von Repräsentation und Widerstand, indem sie den Stimmen marginalisierter Gemeinschaften Raum gibt. Ihr neues Werk Hä? setzt sich mit (Miss-)Verständnissen in einer Migrationsgesellschaft auseinander. Carbon Negative (2025), eine Performance von Flinn Works, beleuchtet Umwelt- und Klimaschutz sowie das fragwürdige globale Phänomen des Emissionshandels als vermeintliche Kompensationsmaßnahme für menschengemachte Emissionen. In MONGA (2024) setzt sich die brasilianische Künstlerin Jéssica Teixeira intensiv mit der Politik des Körpers auf der Bühne auseinander. Ausgehend von persönlichen Erfahrungen und historischen Figuren entwickelt Teixeira ein kraftvolles Solo. Die in Berlin lebende Choreografin, Tänzerin und Performerin Boglárka Börcsök und der Künstler und Filmemacher Andreas Bolm setzen sich mit dem provokativ-grotesken Erbe der deutschen Dada-Künstlerin Baroness Elsa von Freytag-Loringhoven auseinander. Sie versuchen, den Widerstand gegen eine patriarchale Kunstgeschichtsschreibung in eine sinnliche Erfahrung zu übersetzen. Die Künstlerin Ceylan Öztürk nutzt Desorientierung als Strategie, um die Beziehung zwischen Körpern und gebauten Räumen zu hinterfragen und neu auszurichten. Ihr neues Werk rückt dabei die „Mindscape“ – die innere Gedankenlandschaft – in den Fokus, in der innere Zustände zwischen dem Konstruierten und dem Instinktiven oszillieren.

Adresse
Sophiensæle
Sophienstraße 18
10178 Berlin