Major Nom

ausstellungsort
Events
Major Nom, *1990 in Yangon, Myanmar. Orte der Zugehörigkeit: Yangon.
Beggars’ National Convention wurde ursprünglich 1987 von Zarganar – einem populären burmesischen Komiker, Schauspieler und scharfen Kritiker der Militärjunta – geschrieben, inszeniert und aufgeführt. Mit vier weiteren männlichen Komikern performte er die wortwitzreiche Slapstick-Komödie seitdem mehrfach. Als historisches Ereignis hallt das Stück bis heute im kollektiven Gedächtnis nach. Die Darsteller nutzten Humor als Rüstung, um gesellschaftliche und politische Zustände zu kommentieren. Wie bei einer Matroschkapuppe fügte Zarganar mehrere Ebenen der Parodie ineinander, spielte mit Körpersprache und Wörtern. Strategisch inszenierte er das Stück vor dem Rathaus von Yangon – bis 2005 die Hauptstadt Myanmars. Seine beißende Satire nahm die Burma Socialist Programme Party (BSPP) von General Ne Win aufs Korn und entlarvte deren militaristische Hierarchien, das marode Bildungssystem und die desaströse Wirtschaftspolitik der Partei, die so katastrophal war, dass sich die Regierung sogar in Nepal um internationale Finanzhilfe bemühte. Eine der Vorführungen fand zeitgleich mit einer Sitzung des Militärparlaments statt und endete damit, dass die Komiker nach der Vorstellung verhaftet und drei Tage lang verhört wurden.
Mit der 13. Berlin Biennale kommt The Beggars’ Convention in die Sophienstraße in Berlin-Mitte, reinszeniert von Major Nom, einer Schlüsselfigur im Fundraising-Team des Civil Disobedience Movement nach dem Putsch in Myanmar 2021. Diese mutige Bewegung vereinte große Teile der Gesellschaft, störte militärische Abläufe und zog weltweite Aufmerksamkeit auf sich. In Auseinandersetzung mit der eigenen Fundraising-Arbeit greift Major Nom auf das historische Stück zurück, um heutige Formen von Sofa-Aktivismus, den internationalen Entwicklungssektor und die korrupten, faschistoiden Tendenzen gegenwärtiger Weltführer*innen satirisch zu kommentieren. Dabei übernimmt Major Nom die ursprüngliche Struktur des Stücks und die Dynamik der Charaktere – diesmal jedoch gespielt von queeren und sich als weiblich identifizierenden Darsteller*innen.
Text: Somrak Sila
ausstellungsort
Major Nom, *1990 in Yangon, Myanmar. Orte der Zugehörigkeit: Yangon.