Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart

Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart, 2025, Bild: Raisa Galofre
Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart
Invalidenstraße 50
10557 Berlin
Sich bewegende Massen
Ein Fuchs bewohnt das Gelände des Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart. In Anspielung auf diese Präsenz werden in Halle 3 Arbeiten ausgestellt, die untersuchen, wie der Kampf auf der Flucht von der individuellen Gewandtheit ins kollektiv Imaginäre übergeht.
Die Anordnung der Kunstwerke lässt sie zu einer sich bewegenden Menge verschmelzen, der sich das Publikum anschließen muss, um den Raum betreten zu können. Wie ein kollektiver Körper stehen oder ziehen andine Reisealtäre in Prozession und halten symbolische Frag-mente als Zeugnisse Indigener Widerstandsformen. B.R. Ambedkar führte den Mahad Satyagraha an, einen kollektiven Marsch zu öffentlichen Wasserreservoirs, bei dem gewaltfrei das Recht aus ihnen zu trinken verteidigt wurde und ungerechte Gewohnheitsrechte angeprangert wurden. Der Kuroshio, ein warmer Meeresstrom, verbindet schamanisches Wissen über Ländergrenzen hinweg und bewegt sich mit der Strömung von Küste zu Küste – und entgegen der kolonialen Handelsrouten.
Für einen kurzen Zeitraum bringt die Biennale eigentlich nicht benachbarte Gebiete – das Lithium-Dreieck in den Anden, den Kuroshio-Meeresstrom, die Zomia-Hügelregionen in Südostasien, Anatolien und Mesopotamien – in einer Prozession zusammen, um internationale Solidaritätsbewegungen wiederzubeleben: um die Solidarität für all das zurückzugewinnen, was wir nie waren.
Geschichte des Gebäudes
Der Hamburger Bahnhof wird 1996 als Museum für Gegenwart der Nationalgalerie in Berlin gegründet. Name und Struktur des Gebäudes erinnern noch heute an die frühere Funktion: 1846 wird der Bahnhof als Endstation zwischen Hamburg und Berlin eröffnet. Wegen des wachsenden Verkehrsaufkommens zu Beginn des 20. Jahrhunderts muss der Bahnhof nur 40 Jahre später allerdings schon wieder schließen, bevor das Gebäude 1906 zum Verkehrs- und Baumuseum umgebaut wird. Im Zweiten Weltkrieg wird der ehemalige Bahnhof durch Luftangriffe und Kämpfe um die Berliner Innenstadt im April und Mai 1945 beschädigt. Nach der Teilung Deutschlands bleibt der Hamburger Bahnhof ungenutzt, das ehemalige Bahnhofsgebäude wird in der Nachkriegszeit zum Museum ohne Besucher*innen, bis das Gebäude 1984 dem Berliner Senat zugesprochen wird.
Nach einem aufwändigen Umbau Mitte der 1990er Jahre wird der Hamburger Bahnhof als Haus der Sammlung der Nationalgalerie neu eröffnet. Heute sammelt das Museum als Nationalgalerie der Gegenwart zeitgenössische Kunst, zeigt Sonderausstellungen und Sammlungspräsentationen.