Sawangwongse Yawnghwe

Der Joker steht für Antikapitalismus; er hasst Wayne Enterprises, weil dort Waffen für Batman hergestellt und beschafft werden. Der Joker präsentiert eine Waffenliste als Speisekarte und versieht sie mit Worten wie „prix fixe“, „Antipasti“, „Primi“, „Secondi“, „Contorni“ und „Dolci“. Er plant, die Weltherrschaft zu übernehmen – indem er allen mehr Zucker verabreicht.

Aus seinem Versteck auf dem Dachboden des KW Institute for Contemporary Art kann er die Stadt und die 13. Berlin Biennale überblicken, von dort aus beobachtet er uns. Aus den winzigen Fenstern seines Unterschlupfs leuchtet kirschfarben das Licht von Therapielampen. Die Scherben seines geplatzten Kindheitstraums von einer Karriere als Stand-up-Comedian sind noch nicht ganz weggefegt. Der Joker geht zur Therapie – nur um festzustellen, dass der Therapeut genauso gebrochen ist wie er. Er wendet sich der Kunstgeschichte zu und liest Frantz Fanons Ratgeber Die Verdammten dieser Erde (1961).

Gelbe Kontaktlinsen, limettengrünes Make-up und Clownsübungen sind Teil seiner Vorbereitung auf die Übernahme der Weltherrschaft. Das Hauptquartier ist ein Gesamtkunstwerk in Form eines Scherzes. Sawangwongse Yawnghwe, der in einem Video den Joker spielt, gibt Erklärungen ab, in denen er die Verwicklungen der Finanz- und Militärwelt sowie der Politik entwirrt. Ein Architekturmodell des Shan-Palasts, der jahrzehntelang vom Militär besetzt war, soll eines Tages das Yawnghwe-Museum beherbergen. Derzeit wandelt ein fiktives Yawnghwe-Museum durchs Exil. Ein Labyrinth aus Bannern zeigt Verbindungen zwischen Konflikten, Rüstungsproduktion und der nationalen Herstellung von Waffen.

Diese Netzwerke überschneiden sich üblicherweise hinter der Fassade von Museumskomitees, Biennale-Finanzierung und Kunstförderung. Die Waffenliste dient als Spiegel einer Künstler*innenliste. Die Organisation von Ausstellungen ist eine Form der internationalen Soft Power. Der Joker verspottet die Militarisierung und Bewaffnung der Kunst. Der Joker ist ein störendes Element in der Gesellschaft. Er bringt deren Missstände zum Ausdruck.

Text: Sumesh Sharma