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09.06.–15.06.
Eine Person mit kurzen, dunklen Haaren trägt ein blaues Hemd und steht lässig vor einer weißen Wand. Ein grün-gelber Filter liegt über dem Foto.

Salik Ansari, *1991 in Bhiwandi, Indien. Orte der Zugehörigkeit: On Waiting by Harold Schweizer, A Paradise Built in Hell by Rebecca Solnit.

© Salik Ansari

Ausgehend von seiner Ausbildung in der Malerei nimmt Salik Ansari Einflüsse aus dem Design und der digitalen Welt in seine Werke auf, in denen er sich zunehmend mit gesellschaftspolitischen Themen beschäftigt. Seine Videoserie Home Barricades (2020) handelt beispielsweise von der Errichtung von Barrikaden im öffentlichen Raum in Indien, insbesondere in Zeiten des Protests. Mit seiner Arbeit weigert Ansari sich, diese willkürliche Ausgrenzung der Öffentlichkeit aus dem öffentlichen Raum als Normalität zu akzeptieren.

Auch in seinem Projekt Altar of Absences setzt sich der Künstler mit einem Eingriff in das öffentliche Leben auseinander. Im vergangenen Jahr hat Indiens oberstes Gericht ein Urteil gegen die sogenannte „Bulldozer-Justiz“ gefällt, also gegen die Praxis, Privatgebäude unter dem Vorwand von Recht und Ordnung abzureißen. In Indien wurden viele dieser sogenannten Justizakte aufgrund von Kastenzugehörigkeit, Religion oder politischer Überzeugung gegen Einzelpersonen vollstreckt. Die betroffenen Gebäude wurden oft kurzerhand als „illegal errichtet“ deklariert; den Eigentümer*innen blieb kaum Zeit oder eine Möglichkeit, gegen die Entscheidungen Berufung einzulegen.

Ähnliche Akte der Vergeltung und (oftmals unrechtmäßigen) Zerstörung finden sich weltweit. Altar of Absences greift diese Allgegenwärtigkeit auf, indem es nicht näher benannte Abrissaktionen darstellt – und deren Gewalt dadurch vollendet, dass die konkreten Ziele anonym bleiben. Stattdessen fokussiert der Künstler die Baggerschaufeln inmitten der Trümmer; in unregelmäßigen Bildkompositionen, die an Zeitungsreportagen oder zufällige Aufnahmen von Passant*innen erinnern. Diese Betonung der Abwesenheit bezeichnet Ansari als „lebendige, sich ständig verändernde Narbe“. Selbst wenn die Mauern wieder aufgebaut werden würden, würden diese Orte immer die Erinnerung an die Gewalt in sich tragen. Mit dem Titel der Serie vollzieht der Künstler eine Art Andacht für diese Erinnerungen – und verurteilt entschieden die politische Amnesie, die die Regulierung des öffentlichen Raums zur Waffe macht.

Text: Kate Sutton

Eine Person mit kurzen, dunklen Haaren trägt ein blaues Hemd und steht lässig vor einer weißen Wand. Ein grün-gelber Filter liegt über dem Foto.

Salik Ansari, *1991 in Bhiwandi, Indien. Orte der Zugehörigkeit: On Waiting by Harold Schweizer, A Paradise Built in Hell by Rebecca Solnit.

© Salik Ansari