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09.06.–15.06.
Eine Person steht in einem lebendigen Garten, umgeben von Pflanzen und einem Tisch. Ein grün-gelber Filter liegt über dem Foto.

Memory Biwa, *1979 in Windhoek, Namibia. Orte der Zugehörigkeit: Northern and Western Cape, Tansania . Verbundenheit: Pungwe Listening.

© Noncedo Charmaine Gxekwa

Memory Biwa widmet sich dem komplizierten Erbe des Kolonialismus in Namibia, dem Schauplatz des ersten Völkermords des 20. Jahrhunderts. Obwohl die Erinnerungskultur in Deutschland eine wichtige Rolle spielt, wurde nur wenig getan, um anzuerkennen, dass das Land zwischen 1904 und 1908 einen Vernichtungskrieg gegen die Herero und Nama führte, von denen Zehntausende in Konzentrationslager gesperrt oder in der Wüste dem Tod überlassen wurden. Anders als die Bezeichnung „Hererostein“ vermuten lässt, erinnert der 1907 errichtete Gedenkstein auf dem Friedhof Columbiadamm in Berlin nicht an die Namibier*innen, sondern an sieben Soldaten des Kaiserreichs, die an der Niederschlagung des Widerstands beteiligt waren.

2009 – mehr als ein Jahrhundert später – wurde eine kleinere Gedenkplatte für die Opfer der Kolonialherrschaft ergänzt. Doch sie nennt weder deren Namen noch ihre Zahl. Die begangenen Gräueltaten werden hier zudem nur vage als „Kolonialkriege“ bezeichnet und nicht als Völkermord. Erst 2021 entschuldigte sich Deutschland offiziell für seine Verbrechen in Namibia. Im Jahr darauf wurden die Taten auch auf einer Tafel am Geschichtspfad des Tempelhofer Feldes offen als Völkermord bezeichnet. Im vergangenen Sommer wurde als Andeutung von Wiedergutmachung ein Abschnitt der Petersallee in Berlin-Wedding – einst nach dem Kolonialisten Carl Peters benannt – zu Ehren der namibischen Anti-Apartheid-Aktivistin Anna Mungunda umbenannt.

Im Rückblick auf diese Geschichte und die mit ihrer Verdrängung verbundene Gewalt erinnert sich Biwa an die Feigen, die ihre Großmutter einst anbaute. Zu Zeiten von Apartheid und Landraub waren die Feigenbäume stille Zeichen der Autonomie, denn sie gaben Schutz und Nahrung und stärkten zugleich die Verbundenheit mit dem Land. Unter dem Gerüst eines traditionellen Nama-Hauses lädt Biwa zu mehreren Lesekreisen ein, die dem Vermächtnis der Aktivistin Yvette Abrahams gewidmet sind. Die Zusammenkünfte folgen auf eine von Künstler*innen geleiteten Prozession zu umstrittenen Gedenkorten am Tempelhofer Feld.

Text: Kate Sutton

Eine Person steht in einem lebendigen Garten, umgeben von Pflanzen und einem Tisch. Ein grün-gelber Filter liegt über dem Foto.

Memory Biwa, *1979 in Windhoek, Namibia. Orte der Zugehörigkeit: Northern and Western Cape, Tansania . Verbundenheit: Pungwe Listening.

© Noncedo Charmaine Gxekwa