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09.06.–15.06.
Eine Fotocollage, die eine Person in Uniform und eine andere Person zeigt, die beide vor einem Zaun stehen. A green and yellow filter has been placed over the photo.

BuBu de la Madeleine, *1961 in Osaka, Japan. Orte der Zugehörigkeit: Nara.

Yoshiko Shimada, *1959 in Tokyo, Japan. Orte der Zugehörigkeit: Chiba. Buch: Omae ga kimeru na! [Es ist nicht Ihre Entscheidung!], 2023.

© Courtesy Yoshiko and Bubu

Eine quadratische Schwarz-Weiß-Fotografie in einem rosaroten, mit weißen Rüschen eingefassten, herzförmigen Stoffrahmen zeigt ein in Male Drag posierendes Paar und setzt den Ton für die genreübergreifende Zusammenarbeit der japanischen Performance-Künstlerinnen Yoshiko Shimada und BuBu de la Madeleine. Schonungslos und unverblümt unterlaufen sie heteronormative Darstellungen maskulinistischer Macht und Militärgewalt, die japanische Frauen während der amerikanischen Besatzung Japans nach dem Zweiten Weltkrieg als sogenannte „Pan-Pan“ in die Prostitution trieben. Fernab von der Rolle der „exotischen“ Verführerin, die asiatischen Frauen bei dieser erzwungenen Sexarbeit auferlegt wurde, verkörpern die Künstlerinnen den amerikanischen General MacArthur (Yoshiko) und den japanischen Kaiser Hirohito (BuBu) während ihres berüchtigten Treffens 1945, bei dem das Schicksal des japanischen Kaiserreiches als eine weitere von den USA kontrollierte Pseudo-Demokratie besiegelt wurde. Die ebenso treffende wie respektlose Neuinszenierung scheint anzudeuten, dass Japans Kapitulation vor den USA einem Akt der Prostitution gleichkommt.

Formale Strategien der Distanzierung und Aneignung verweisen auf die Unversöhnbarkeit falscher Gender-Dichotomien, reale Kriegstraumata und den Bruch mit der historischen Inszenierung, wie die Trennung der Jahreszahl 1945 andeutet, während die Geschlossenheit ihrer Inszenierung wiederhergestellt wird durch das Entstehungsjahr des Werkes (1998) und seine eindeutig politische Beschriftung „Made in Occupied Japan“.

Nachdem BuBu in Japan und Shimada in den USA in den 1980er Jahren ihr Studium abgeschlossen hatten, wurde BuBu als Star des Künstler*innenkollektivs Dumb Type, engagierte Performance- künstlerin und Sexarbeiter*innen-Aktivistin bekannt, während Yoshiko sich als feministische Künstlerin einen Namen machte. In ihrer gemeinsamen Praxis legen sie die Beschränkungen binärer Sichtweisen offen und bringen mit 1945 zum Ausdruck, dass „die Verherzlichung des Quadrats“ vielleicht genauso unmöglich ist wie die Quadratur des Kreises.

Text: Claire Tancons 

Eine Fotocollage, die eine Person in Uniform und eine andere Person zeigt, die beide vor einem Zaun stehen. A green and yellow filter has been placed over the photo.

BuBu de la Madeleine, *1961 in Osaka, Japan. Orte der Zugehörigkeit: Nara.

Yoshiko Shimada, *1959 in Tokyo, Japan. Orte der Zugehörigkeit: Chiba. Buch: Omae ga kimeru na! [Es ist nicht Ihre Entscheidung!], 2023.

© Courtesy Yoshiko and Bubu