Luzie Meyer


Luzie Meyer, Berlin Piece for Voice and Tap Dance [Berliner Stück für Stimme und Stepptanz], 2025, Installationsansicht, 13. Berlin Biennale, Sophiensæle, 2025. Courtesy Luzie Meyer; Sweetwater, Berlin; Fanta-MLN, Mailand / Milan; Bild: Aristidis Schnelzer
ausstellungsort

Luzie Meyer, *1990 in Tübingen, Deutschland. Orte der Zugehörigkeit: Moabit, Wedding, Schöneberg, Charlottenburg, Frankfurt am Main, Stockholm, Paris. Verbundenheit: Matter of Flux, ISE, Pure Fiction. Buch: Sibyl’s Mouths, 2023.
© Ala Sowiar/Halo Labels
Welche Rolle spielen Kunst und Kultur in einer von lokalen und globalen Krisen erschütterten Stadt? Mit ihrer 6-Kanal-Audioinstallation setzt Luzie Meyer auf Poesie und Rhythmus als Reflexionsmittel angesichts einer als dystopisch empfundenen Gegenwart. Der Text des Hörstücks basiert auf Notizen, welche die Künstlerin im Verlauf der letzten Monate in ihrem Alltag angefertigt hat, etwa anhand von Erinnerungen an politische Zusammenkünfte, Ausstellungseröffnungen, Senatsdebatten oder während der Nutzung deutscher und internationaler Medien. Aus diesen „Protokollen“ einer durch emotionale Aufgeladenheit, Spannungen und Zerrissenheit gekennzeichneten Gegenwart destilliert die Künstlerin das Material und unterzieht es mittels Wiederholung, Reim, Homophonie oder Alliteration einer lautpoetischen Behandlung. Auf hintergründige Weise spielt Meyer mit ihrer Kunst auch auf das ehemalige Handwerkervereinshaus als historischen Versammlungsort der Berliner Arbeiter*innenbewegung an. Hier sprachen unter anderen Karl Liebknecht, Rosa Luxemburg, Erich Mühsam und Clara Zetkin. Hier wurden aber auch ausgelassene Feste gefeiert, es wurde gegessen, getrunken und getanzt.
Keine Stimme ohne Körper: Stimmraum kann als direkter Ausdruck von Körperlichkeit und als potenziell subversiver Handlungsraum verstanden werden. Dort liegt die Verbindung zum Tanz. Stepptanz als musikalisch-tänzerische Form setzt eine konzentrierte und disziplinierte Körperlichkeit voraus und eröffnet so die Möglichkeit improvisatorischer Freiräume. Die Geschichte und Mehrdeutigkeit dieser Tanzform, deren heterogene Konnotationen vom Arbeiter*innenwiderstand bis hin zur kommerziellen Unterhaltungskultur reichen, lässt sich ebenfalls als Referenz auf die ebenso vielschichtige Geschichte dieses Ortes in Berlin-Mitte lesen. Die Audioinstallation wird durch ein Brett aus Ahornholz erweitert, auf welchem die Stepptänzerin Cristina Delius mit ihren Schuhen jene Klänge erzeugte, die Meyer als rhythmische Unterlegung für diese Audioarbeit verwendete.
Text: Kito Nedo
ausstellungsort

Luzie Meyer, *1990 in Tübingen, Deutschland. Orte der Zugehörigkeit: Moabit, Wedding, Schöneberg, Charlottenburg, Frankfurt am Main, Stockholm, Paris. Verbundenheit: Matter of Flux, ISE, Pure Fiction. Buch: Sibyl’s Mouths, 2023.
© Ala Sowiar/Halo Labels

Luzie Meyer, Tap Dance Board [Stepptanzbrett], 2025, Installationsansicht, 13. Berlin Biennale, Sophiensæle, 2025. Courtesy Luzie Meyer; Sweetwater, Berlin; Fanta-MLN, Mailand / Milan; Bild: Aristidis Schnelzer