Larissa Araz

Der kurdische Rotfuchs wurde 2005 von Vulpes vulpes kurdistanica in Vulpes vulpes umbenannt, das Reh Capreolus capreolus armenius in Capreolus capreolus und der taxonomische Name des Wildschafs wurde von Ovis armeniana zu Ovis orientalis anatolicus geändert. Die türkischen Behörden sahen in solchen taxonomischen Bezeichnungen eine Gefahr für die nationale Einheit des Landes. Diese mittlerweile vom Aussterben bedrohten Tiere leben seit langem in wilden Gebieten, die sich über die Grenzen zu Armenien und Kurdistan hinweg erstrecken.

Die Umbenennung des Fuchses in eine nationale Nomenklatur hat jedoch weder seine Überlebenschancen verbessert, noch die Zahl der Konflikte zwischen den Menschen verringert. Diese Praxis, nicht nur Tiere, sondern auch Städte, Länder und Monumente umzubenennen, ist nicht nur eine historische Revision, die mit dem Wiederaufleben des Nationalismus in der Türkei einhergeht, sondern vernebelt auch den gesunden Menschenverstand.

In Anspielung auf die Fuchsfamilie, die immer wieder den Garten des Hamburger Bahnhofs besucht, entwirft Larissa Araz ein großformatiges Wandgemälde aus Kreide. Zu sehen ist eine gespenstische anatolische und mesopotamische Landschaft, in der der natürliche Lebensraum für viele Tiere bedroht ist. Es ist das Land des Fuchses, der sich über weite Strecken, ungehindert von der politischen Geografie, wie ein Flüchtiger bewegt, um den Menschen auszuweichen.

Analog zu den sich bewegenden Menschenmassen, die durch Grenzziehungen vertrieben wurden, lädt uns Araz ein, durch die Perspektive der Füchse eine historische Landschaft zu besuchen, die von einer tiefen Verbundenheit zwischen Menschen und nicht-menschlichen Wesen geprägt ist.

Text: Sumesh Sharma