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09.06.–15.06.
Eine Person mit langen Haaren steht lächelnd vor einer strukturierten Holzwand.

Iris Yingzen, *1965 in Kohima, Indien. Orte der Zugehörigkeit: Tuensang.

© Sangjiu

Rund 90 Prozent der Bevölkerung in Nagaland gehören Indigenen Gruppen an, die unter dem rasanten Modernisierungsdruck Indiens leiden. Der Kampf des Bundesstaats um Souveränität nach der Unabhängigkeit Indiens im Jahr 1947 führte zu jahrzehntelangen Konflikten mit dem indischen Militär. Militante Gruppen richteten sich zunehmend nach innen und hielten die Zivilbevölkerung in einem Kreislauf der Gewalt gefangen. Während Misshandlungen und Morde zunahmen, betäubte sich eine ganze Generation mit Drogen und Alkohol. Iris Yingzen erlebte die Brutalität in den Jahren zwischen 1997 und 2007 aus nächster Nähe. Sie sah, wie junge Männer aus Folter und Gefangenschaft zurückkehrten – psychisch gebrochen überlebten viele ihre Befreiung nur kurz. Sie sah, wie Trauer andere Frauen verzehrte.

Als junge Mutter war Yingzen beunruhigt darüber, dass ihre eigenen Kinder inmitten bewaffneter Konflikte aufwachsen würden. So begann sie 2005 mit Guerrilla Gardening – an einem Strommast direkt vor ihrem Haus, der einst für Folter missbraucht und mittlerweile als Müllhalde vernachlässigt wurde. Nach und nach pflanzte sie Iris, Callas und Lilien auf den Unrat – eine leise Geste des Widerstands, ein Umschreiben der Geschichte eines Ortes kollektiven Traumas. Anfangs stieß das Projekt in der Nachbar*innenschaft auf Widerstand, doch allmählich begannen die Menschen, den Garten zu schützen.

Garden of Hope reflektiert die Transformation dieses Ortes in sechs großformatigen Gemälden. Dargestellt sind Mütter, Ehefrauen, Schwestern, eine Familie, Nachbar*innen – und die Künstlerin selbst: all jene, die Konflikt und Trauer ertragen haben. Yingzen zeigt sich selbst als nachdenkliche, alleinstehende Figur. Gemeinsam mit zwei Schüler*innen beginnt sie, Setzlinge zu pflanzen. Wir beobachten, wie sich der Ort durch das gemeinsame Gärtnern verwandelt – eine eindringliche Darstellung, die Frauen ehrt, die ihre Umgebung trotz der erlebten Konflikte wieder aufbauen: durch Trauer, Gemeinschaft und Erneuerung.

Text: Somrak Sila

Eine Person mit langen Haaren steht lächelnd vor einer strukturierten Holzwand.

Iris Yingzen, *1965 in Kohima, Indien. Orte der Zugehörigkeit: Tuensang.

© Sangjiu