key1key1
kalender
kalender
09.06.–15.06.
Eine Stoffarbeit zeigt blau gepunktete Wolken, rote Figuren und eine Landschaft mit Gras und Blumen.

Htein Lin, The Return [Die Rückkehr], 2000 © Htein Lin

Ein quadratisches Stück Seife. In die Oberfläche der Seife ist eine dreidimensionale organische Form geschnitzt. Ein grün-gelber Filter liegt über dem Foto.

Htein Lin, *1966 in Ingapu, Burma. Orte der Zugehörigkeit: Mezaligon, Pajau, Yangon, London, Kalaw. Verbundenheit: Gangaw Village, Association for Myanmar Contemporary Arts (AMCA), Coming From Kalaw (CfK), Dhamma Mahā Pabbata Vipassana Meditation Centre (Taunggyi).

© Htein Lin

Laken können meist ungehindert in Gefängniszellen hinein- und aus ihnen herausgebracht werden und erscheinen so seit jeher als Sinnbild für die Möglichkeit zur Flucht – unabhängig davon, ob die Befreiung mithilfe einer geknoteten Strickleiter oder mit einer Schlinge erfolgt. Htein Lin benutzte in der Haftanstalt vorgefundene Baumwollstoffe, um sich einer anderen Form von Flucht zu widmen. 1988 hatte der Künstler – damals noch als Jurastudent – am 8888 Uprising teilgenommen, einer Protestbewegung, die sich gegen die seit 1962 in Myanmar herrschende politische Partei richtete. In der Folge verbrachte Htein Lin zwei Jahre in Geflüchtetenlagern im indischen Grenzgebiet, wo er seine Leidenschaft für die Kunst entdeckte.

Zurück in Myanmar wurde Htein Lin der Anstiftung von Protesten gegen die Regierung beschuldigt und verlebte mehr als sechs Jahre in Haft. Während dieser Zeit setzte der Künstler seine kreative Tätigkeit fort, konzipierte Performances, gab im Selbstverlag, um die staatliche Zensur zu umgehen, eine Publikation heraus und organisierte eine Ausstellung. Trotz begrenzter Ressourcen experimentierte er mit dem Ausdruckspotenzial seiner Mittel und verwendete Gegenstände wie Schüsseln, Feuerzeuge und bearbeitete Seifenblöcke zum Bedrucken von Stoffen, die anschließend aus dem Gefängnis herausgeschmuggelt wurden.

Htein Lins Gefängnisgemälde legen Zeugnis von seiner Zeit hinter Gittern ab. Die grausamen Haftbedingungen spiegeln sich in den im Guernica-Stil gestalteten klaffenden Mündern ebenso wie in den Verrenkungen der von Entbehrung gezeichneten Körper. Aus den verschlungenen Mustern treten Gestalten und Gesichter hervor, um sodann wieder in die Kompositionen zu versinken. Und doch gibt Htein Lin seine Menschlichkeit nicht auf. Üppige Tänzerinnen und zärtliche Familienszenen künden vom Verlangen nach Gesellschaft und Intimität, wohingegen ein Werk wie The Escaping Soul (2) – ein aus zwei Fußabdrücken geformtes Gesicht – die Fähigkeit des Künstlers betont, an- und abwesend zugleich zu sein.

Text: Kate Sutton

Ein quadratisches Stück Seife. In die Oberfläche der Seife ist eine dreidimensionale organische Form geschnitzt. Ein grün-gelber Filter liegt über dem Foto.

Htein Lin, *1966 in Ingapu, Burma. Orte der Zugehörigkeit: Mezaligon, Pajau, Yangon, London, Kalaw. Verbundenheit: Gangaw Village, Association for Myanmar Contemporary Arts (AMCA), Coming From Kalaw (CfK), Dhamma Mahā Pabbata Vipassana Meditation Centre (Taunggyi).

© Htein Lin