Gabriel Alarcón

ausstellungsort

Gabriel Alarcón, *1982 in San Salvador de Jujuy, Argentinien. Orte der Zugehörigkeit: San Salvador de Jujuy, Córdoba.
© Pablo Matinez
Zwei Hände halten ein Transparent mit der Aufschrift: „Alle können sehen, dass der Kolonialist nackt ist“. Der Satz spielt auf die Erzählung Des Kaisers neue Kleider an und symbolisiert die leeren Versprechungen des Kapitalismus sowie die kargen Landschaften, die der unersättliche Hunger der Welt auf unendlichen Profit hinterlässt. Mit seiner Serie von Retablos – volkstümlichen Andachtsaltären – denkt Gabriel Alarcón koloniale Machtsymbole aus einer zeitgenössischen Perspektive neu.
Einige seiner Retablos erzählen von Protesten von Lehrer*innen für bessere Arbeitsbedingungen, andere von Protesten in der Andenregion gegen die staatliche Entscheidung, internationalen Bergbauunternehmen leichteren Zugang zu Lithiumvorkommen zu gewähren. Das sogenannte Lithiumdreieck erstreckt sich über Argentinien, Chile und Bolivien. Es birgt eines der größten Lithiumvorkommen der Welt. Der permanente Abbau zerstört nicht nur das Ökosystem der Anden, sondern vertreibt auch die Indigene Bevölkerung aus den für sie heiligen Lebensbereichen.
Die Retablos sind im Werkraum des Hamburger Bahnhofs selbst in der Form eines Marschs angeordnet. Die Installation bezieht sich damit auf den Malón de la Paz [Friedensinvasion] von 1946 und 2006 – Märsche Indigener Gemeinschaften von Jujuy quer durch die Anden nach Buenos Aires, um die Rückgabe ihres Lands zu fordern. 2023 wurde dieser Marsch wiederholt, um gegen Argentiniens Pläne zu protestieren, die zur Begleichung der Staatsschulden die Ausbeutung ihrer Region vorsahen. In seinen Arbeiten verwendet der Künstler Machtsymbole, um sich über den Nationalstaat lustig zu machen sowie um koloniale Unterdrückung und die gewaltvollen Prozesse kultureller Synkretisierung zu thematisieren, die Kosmologien von Indigenen und deren für sie heilige Verbindung zu Land und Boden missachten.
Text: Sumesh Sharma
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Gabriel Alarcón, *1982 in San Salvador de Jujuy, Argentinien. Orte der Zugehörigkeit: San Salvador de Jujuy, Córdoba.
© Pablo Matinez