Etcétera

Die ambitionierte intergalaktische Kampagne LIBERATE MARS des argentinischen Kollektivs Etcétera ist ein Appell zur Aufhebung der Freiheit der neoliberalen Systeme, die die Indigenen Ressourcen und Vorstellungswelten der Erde zerstören. Auf der 13. Berlin Biennale wird sie in Form einer neuen interaktiven Installation präsentiert. 2005 mitbegründeten Etcétera die Bewegung International Errorist, eine internationale Organisation, die den Irrtum als Lebensphilosophie vertritt. Diese „erroristische“ Haltung, die einst als „fehlgeleitete philosophische Position“ definiert wurde, hält das Kollektiv weiterhin aufrecht. Es geht dabei noch über die Neo-Retro-Dada-Ästhetik des Errorist Cabaret (2009) hinaus, um eine postfuturistische, wenn auch ebenso absurde, kritische Ästhetik des Bewegtbildes zu schaffen. Dieser neue Ansatz kritisiert die Unaufrichtigkeit und die kolonialen Bestrebungen, die den von privaten Raumfahrtunternehmen wie SpaceX propagierten Narrativen vom multiplanetaren Leben innewohnen.

Etcétera richtet den Fokus auf das sogenannte Lithium-Dreieck, bestehend aus den drei lateinamerikanischen Ländern Argentinien, Bolivien und Chile, in denen Indigene Gebiete für die Lithiumgewinnung ausgebeutet werden, und lädt das Publikum ein, den Blick aus einem unendlichen Greenscreen-Raum heraus auf die eigene Beteiligung an Extraktivismus und Weltraumfantasien zu richten. Dazu stellt Etcétera der klassischen Projektion eines Films, die gelegentlich durch eine Marslandschaft, die einem Bildschirmschoner ähnelt, unterbrochen wird, ein archetypisches Greenscreen-Studio gegenüber, nur um später deren Rollen zu vertauschen. Die ahnungslosen, mit Weltraum-Requisiten ausgestatteten Besucher*innen, die im grünen Raum zurückgelassen wurden, finden sich plötzlich in der Projektion dieser Marslandschaft wieder – was eine versteckte Mittäterschaft impliziert. Gleichzeitig führen die Besucher*innen so die erste Protestaktion auf dem Mars durch. Jemals.

Text: Claire Tancon