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09.06.–15.06.
Eine Person schaut gerade in die Kamera und ihr ganzes Gesicht ist von kleinen Illustrationen bedeckt. Ein grün-gelber Filter liegt über dem Foto.

Chaw Ei Thein, *1969 in Yangon, Burma. Orte der Zugehörigkeit: Myanmar, London, Chiang Mai, Mae Sot, Saigon, New York, Santa Fe. Verbundenheit: Association for Myanmar Contemporary Arts (AMCA), STUDiO MUDRA. Dokumentarfilm: Listen, 2017.

© Zach Chambers  

Artists’ Street, Chaw Ei Theins Myanmar-Protestlandschaft aus Textilskulpturen, steht für die auf Unterstützung basierende Natur menschlicher Beziehungen, die in der Übergangsphase zwischen erzwungenem Exil und einer fragilen, aber doch kraftvollen diasporischen Handlungsmacht geknüpft werden. Die während der 13. Berlin Biennale durch die gleichnamige Ausstellung in den KW Institute for Contemporary Art mäandernde Landschaft signalisiert eine Verbundenheit mit Ort und Gemeinschaft, in der die Hoffnung auf ein gemeinsames Schicksal zum Ausdruck kommt. Monumentalität entsteht hier aus Intimität und wird von winzigen Details aus nur im Geheimen geteilten Geschichten geprägt, von geflüsterten Botschaften, die eine vorletzte Warnung vor dem nahenden Untergang aussprechen – oder die letzte.

Die handgenähten Textilskulpturen beschreiben Architekturen und Szenen künstlerischer Proteste gegen Myanmars Militärregime von den Student*innendemonstrationen 1996 über die Safran-Revolution 2007 bis hin zu den Nachwirkungen des Putsches von 2021. Als Palimpsest jahrzehntelangen Widerstands verkörpern sie die Erinnerung an Momente des Protests, an Performances der Verweigerung, die die Künstlerin miterlebt hat oder die ihr durch mündliche Berichte und andere Formen der Dokumentation übermittelt wurden. An den Nähten des Erinnerungsgewebes verdeutlicht Chaw Ei Theins Artists’ Street die performative Notwendigkeit des Politischen angesichts der Enteignungsprozesse, wie sie ihre Gemeinschaft bei den wiederholten Angriffen auf ihre Integrität erlitten hat.

Die entschlossene Darstellung des feministischen Widerstands und des internationalen Graswurzelaktivismus durch Chaw Ei Thein und ihre Mitstreiter*innen liefert eine Blaupause für künftige Aktionen, solange diese nötig sind, und eine Orientierung auf dem Weg, der noch zu gehen ist.

Text: Claire Tancons

Eine Person schaut gerade in die Kamera und ihr ganzes Gesicht ist von kleinen Illustrationen bedeckt. Ein grün-gelber Filter liegt über dem Foto.

Chaw Ei Thein, *1969 in Yangon, Burma. Orte der Zugehörigkeit: Myanmar, London, Chiang Mai, Mae Sot, Saigon, New York, Santa Fe. Verbundenheit: Association for Myanmar Contemporary Arts (AMCA), STUDiO MUDRA. Dokumentarfilm: Listen, 2017.

© Zach Chambers