Busui Ajaw

ausstellungsort

Busui Ajaw, *1986 in Zomia, Burma. Orte der Zugehörigkeit: Chiang Rai.
© Courtesy nca | nichido contemporary art
Busui Ajaw ist mit sechs Schwestern in einer Familie aufgewachsen, die tief in den Mythen, Traditionen und spirituellen Überzeugungen der Akha aus dem Hochland Südostasiens verwurzelt war. Ihre fröhliche Kindheit in der Natur wurde im Alter von 15 Jahren jäh beendet. Damals musste die Familie vor Zusammenstößen zwischen dem Militär Myanmars und der United Wa State Army (UWSA) fliehen – einer der größten bewaffneten Milizen in Myanmar. Die Aggressionen, die mit der Zerstörung von Land, der Besetzung landwirtschaftlicher Felder und der Trockenlegung von Flüssen begannen, steigerten sich zu Diebstählen, Vergewaltigungen, der Verteilung von Methamphetaminen, dem Einsatz von menschlichen Schutzschilden auf vermintem Gelände und unrechtmäßigen Hinrichtungen. Die Akha wurden vertrieben, viele flohen nach Thailand. Um ihre gesetzlose Heimat hinter sich zu lassen, überquerten sie Flüsse und Gebirge, nur um im Nachbarland als illegale, staatenlose Arbeitsmigrant*innen aufs Neue Unterdrückung zu erfahren. Die traumatische Reise beeinflusste Ajaws Kunst zutiefst und inspirierte sie dazu, eine von Isolation und Meditation geprägte Bildsprache zu entwickeln, die sie sowohl mit ihren spirituellen Wurzeln verbindet als auch innere Unruhe, Angst und Fremdheit vermittelt.
Ajaws fünfteilige Gemäldeserie zeugt deshalb nicht nur von brutaler Gewalt. Die Künstlerin weckt darin auch Erinnerungen an ihr Dorf an einem reißenden Fluss, an die verschwindende Lebensweise der Akha und an den Verlust spiritueller Traditionen, wie mündlich überlieferte Rituale und Objekte, die durch die Missionierung im frühen 20. Jahrhundert weitgehend ausgelöscht worden sind. Ajaw begreift ihre Widerständigkeit als eine Reihe von Wiedergeburten – wie ein Baum, der in jedem Herbst seine Wurzeln tiefer gräbt und gleichzeitig in die Höhe wächst, um das schwindende Erbe der Akha zu bewahren.
Text: Somrak Sila
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Busui Ajaw, *1986 in Zomia, Burma. Orte der Zugehörigkeit: Chiang Rai.
© Courtesy nca | nichido contemporary art