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Simon Wachsmuth, From Heaven High [Vom Himmel hoch], 2025, Installationsansicht, 13. Berlin Biennale, Ehemaliges Gerichtsgebäude Lehrter Straße, 2025. © VG Bild-Kunst, Bonn 2025; Zilberman Berlin / Istanbul; Bild: Eberle & Eisfeld

Eine Person mit Brille und Hemd steht vor einem Hintergrund mit Fotos an der Wand. Ein grün-gelber Filter liegt über dem Foto.

Simon Wachsmuth, *1964 in Hamburg, BRD. Orte der Zugehörigkeit: Elbe, die Küste des östlichen Mittelmeers, die pannonische Steppe, die Alpen , der Bosporus, das mongolisch-mandschurische Grasland. Buch: Seven Deadly Sins, 2022.

© Kayhan Kaygusuz, Istanbul

Im Jahr 1920 wurden die Künstler John Heartfield und Rudolf Schlichter aufgrund ihres Beitrags zur Ersten Internationalen Dada-Messe in Berlin wegen Beleidigung der Reichswehr angeklagt. Bei dem Werk handelte es sich um die Attrappe eines Offiziers mit Schweinsgesicht, die sie Preußischer Erzengel tauften. Die an der Decke aufgehängte Figur trug eine Bauchbinde mit der titelgebenden Zeile des beliebten Weihnachtslieds Vom Himmel hoch, da komm ich her, das dem Reformator Martin Luther zugeschrieben wird. Ursprünglich als Kritik an der Kirche gedacht, wurde das Lied von den Dadaist*innen – von denen viele gegen ihren Willen im Ersten Weltkrieg hatten kämpfen müssen – zur Antikriegshymne umgedeutet. An der Taille der Figur hing ein zweites Schild mit dem Hinweis, „um dieses Kunstwerk vollständig zu begreifen, exerziere man täglich zwölf Stunden mit vollgepacktem Affen und feldmarschmäßig ausgerüstet auf dem Tempelhofer Feld.“

Simon Wachsmuth nimmt diese absurde Anweisung in seiner neuen Arbeit From Heaven High wörtlich. Der erste der drei Akte beginnt damit, dass ein Soldat auf dem Tempelhofer Feld in Berlin, einem Ort, der im Laufe der Geschichte als militärisches Übungsgelände, Flugplatz, Konzentrationslager und öffentlicher Park diente, dem Marschbefhl von Heartfield und Schlichter Folge leistet – wenn auch widerwillig. Im zweiten Akt des Stücks vertieft Wachsmuth die kontroverse Geschichte des Geländes und nutzt Animationen, um sich mit dem Thema Freiheit auseinanderzusetzen. Der dritte und letzte Akt befasst sich mit den Restriktionen zur Einschränkung einer ganz bestimmten Freiheit, der Redefreiheit: eine Anspielung auf die Instrumentalisierung des Justizsystems zur Unterdrückung des kreativen Wirkens von Kunstschaffenden wie Heartfield und Schlichter, und später auch anderen, wie Otto Dix und Georg Grosz.

Text: Kate Sutton

Eine Person mit Brille und Hemd steht vor einem Hintergrund mit Fotos an der Wand. Ein grün-gelber Filter liegt über dem Foto.

Simon Wachsmuth, *1964 in Hamburg, BRD. Orte der Zugehörigkeit: Elbe, die Küste des östlichen Mittelmeers, die pannonische Steppe, die Alpen , der Bosporus, das mongolisch-mandschurische Grasland. Buch: Seven Deadly Sins, 2022.

© Kayhan Kaygusuz, Istanbul

Simon Wachsmuth, From Heaven High [Vom Himmel hoch], 2025, Installationsansicht, 13. Berlin Biennale, Ehemaliges Gerichtsgebäude Lehrter Straße, 2025. © VG Bild-Kunst, Bonn 2025; Zilberman Berlin / Istanbul; Bild: Eberle & Eisfeld