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Padmini Chettur, of a denser time [Von einer dichteren Zeit], 2025, Installationsansicht, 13. Berlin Biennale, Ehemaliges Gerichtsgebäude Lehrter Straße, 2025. © Padmini Chettur; Bild: Eberle & Eisfeld

Eine Person in einem schwarzen Oberteil posiert selbstbewusst für ein Foto und schaut in die Kamera. Ein grün-gelber Filter liegt über dem Foto.

Padmini Chettur, *1970 in Sheffield, Großbritannien. Orte der Zugehörigkeit: Chennai, Kerala. Verbundenheit: Basement 21, March|Dance.

© Madhavan Palaniswamy

In einem Gespräch mit dem Dichter Osvaldo Ferrari beschreibt Jorge Luis Borges die Zeit als „realer als wir es sind“ und folgert daraus, dass „wir aus Zeit bestehen und nicht aus Fleisch und Knochen“. Der Schriftsteller erklärt seine Überlegungen, indem er auf die Erfahrungen in unseren Traumwelten verweist, die seiner Meinung nach eher zeitlicher als räumlicher Natur sind.

Padmini Chettur nutzt ihren Körper, um potenzielle alternative Realitäten zu erforschen, die entstehen, wenn man das Räumliche vom Zeitlichen trennt, ähnlich wie in Borges’ Traumwelten. Chettur erlernte die klassische indische Tanzform Bharatanātyam, hat sich aber inzwischen von diesem System gelöst, um ihre eigene choreografische Gram- matik zu entwickeln, die auf Partituren aus Bewegung und Stille basiert. Eine ihrer wichtigsten Gesten ist die Rotation um eine Achse, mit der sie den Raum durch die Präsenz des physischen Körpers auslotet.

Mit ihrer neuen Arbeit of a denser time erforscht Chettur weiter die Möglichkeiten, wie unsere Körper die Zeit verlangsamen und den Raum um uns herum neu definieren können. In dieser 3-Kanal-Videoinstallation stellt sich die Künstlerin ihren Raum als eine dichte Überlagerung von Kreisläufen vor. Der Körper der Tänzerin kann sich entlang dieser Rotationen bewegen, oder er kann ihnen entgegenwirken, indem er Widerstand leistet – aber nicht um zu blockieren, sondern um eine Bewegung aufzubauen. Die Kamera folgt einer Umlaufbahn, sodass die Position der Betrachter*innen im Verhältnis zum sich bewegenden Körper nie fixiert ist, sondern ständig neu bewertet und verhandelt werden muss. Indem Chettur die Betrachter*innen in die Beziehung zwischen Kamera und Tänzerin einbezieht, werden die Wahrnehmung von Zeit und Raum gestört und die Grenzen des Absoluten aufgeweicht. Der sorgfältige Einsatz durchscheinender Projektionen verstärkt diesen Zustand der leichten Orientierungslosigkeit.

Text: Kate Sutton

Eine Person in einem schwarzen Oberteil posiert selbstbewusst für ein Foto und schaut in die Kamera. Ein grün-gelber Filter liegt über dem Foto.

Padmini Chettur, *1970 in Sheffield, Großbritannien. Orte der Zugehörigkeit: Chennai, Kerala. Verbundenheit: Basement 21, March|Dance.

© Madhavan Palaniswamy

Padmini Chettur, of a denser time [Von einer dichteren Zeit], 2025, Installationsansicht, 13. Berlin Biennale, Ehemaliges Gerichtsgebäude Lehrter Straße, 2025. © Padmini Chettur; Bild: Eberle & Eisfeld